Wie gehen Sie vor, wenn Sie herausfinden wollen, warum es Qualitätsschwankungen bei Ihren Produkten gibt? Viele suchen dann nach der Stelle im Prozess oder dem Anlagenbediener, bei dem die größten Schwankungen auftreten, um das Problem abzustellen. Mit anderen Worten: Sie suchen nach einem Schuldigen. Mein Rat an dieser Stelle: Machen Sie es genau umgekehrt!
Wer hat die besten Ergebnisse?
Was ist Ihr eigentliches Ziel? Wollen Sie schlechte Ergebnisse verhindern? Oder wollen Sie gute Ergebnisse erzielen? Wollen Sie sich mit Troubleshooting beschäftigen oder Ihren Produktionsprozess optimieren? Wenn wir in ein Unternehmen gerufen werden, dann sehen wir Letzteres als unsere Aufgabe an. Und wenn wir vermuten, dass ein Problem vielleicht durch die Arbeitsweise der Anlagenbediener verursacht werden könnte, dann suchen wir zuallererst nach dem Mitarbeiter mit den besten Ergebnissen. Dann schauen wir uns dessen Vorgehens- und Arbeitsweise genau an. Denn diese Mitarbeiterin oder dieser Mitarbeiter hat ja offensichtlich das Know-how, das wir suchen: nämlich, wie man gute Ergebnisse erzielt.
Die Mitarbeiterin hielt sich zum Glück nicht an die Vorgaben
Ich habe dafür in meiner Praxis ein schönes – und aufschlussreiches – Beispiel erlebt. Ein Kunde hatte Schwankungen in der Produktqualität. An den Zahlen konnten wir schnell erkennen, dass der Einfluss der Mitarbeiter auf die Qualität sehr groß war. Schnell identifizierten wir die Mitarbeiterin mit den besten und stabilsten Ergebnissen. Was Sie anders machte als die anderen? Sie hielt sich nicht an die Zeitvorgaben!
Am Arbeitsplatz dieser Mitarbeiterin mussten einer Grundmasse innerhalb einer vorgegebenen Zeit weitere Komponenten beigefügt und regelmäßig Proben gezogen werden. Was diese Mitarbeiterin nun anders machte als ihre Kollegen und Kolleginnen war, dass sie wirklich alle Proben zog und sogar noch eine zusätzliche kurz vor Schluss. Und wenn diese letzte Probe nicht wirklich in Ordnung war, dann gab sie die Masse nicht frei – ganz gleich, wie viel Ärger sie deswegen mit den Kollegen nach ihr im Prozess bekam. Denn die konnten wegen ihr ja ihre eigenen Zeitvorgaben nicht einhalten.
Nutzen Sie das Know-how Ihrer Mitarbeiter!
Wir haben dann den Prozess auf die Arbeitsweise dieser Mitarbeiterin umgestellt und sie hat ihre Kolleginnen und Kollegen geschult. Sie war natürlich – zu Recht – sehr stolz und fühlte sich bestätigt. Dabei hatte sie nur beherzigt, was eigentlich für jeden in der Lebensmittelproduktion gelten sollte: Qualität geht vor Quantität.
Was dieses Beispiel auch zeigte: Hier stimmte etwas mit der Prozessplanung nicht. Denn um die gewünschte Qualität zu erreichen, musste die Mitarbeiterin sich immer wieder über die Zeitvorgabe hinwegsetzen.
Deshalb mein Rat: Beziehen Sie schon bei der Prozessplanung immer auch die Mitarbeiter mit ein, bevor Sie Zielvorgaben definieren. Schauen Sie sich genau an, was die tun und wie sie es tun. Denn Ihre Mitarbeiter haben ein oft in langen Jahren erworbenes Know-how, wie eine Anlage bedient werden muss und wie sie gute Ergebnisse erzielen.