„Jetzt haben wir unsere Leute in diese teuren Seminare geschickt, damit sie sich das Wissen über dieses tolle neue Analysetool aneignen. Und was ist? Nichts hat sich verändert. Nichts ist besser geworden. Geld zum Fenster rausgeschmissen!“
Wer als Unternehmer oder Führungskraft ein solches Fazit zieht, hat wahrscheinlich etwas ganz Wesentliches übersehen: Wissen ist nicht Können!
Methodenwissen ist noch keine Methodenkompetenz
Ja, es gibt auf dem Markt wundervolle Werkzeuge und Methoden für Prozess- und Qualitätsoptimierung: Six Sigma, Lean Sigma, TPM, KVP, KVP2 … Eine ganze Zauberkiste voll. Aber bloß, weil ich als Kind einen Zauberkasten geschenkt bekommen habe, machte mich das noch lange nicht zum begnadeten Zauberkünstler. Bloß, weil Ihre Mitarbeiter in einem Seminar gelernt haben, wie Six Sigma funktioniert, haben sie noch nicht die Kompetenz, es anzuwenden, die Ergebnisse, die diese Methode liefert, richtig zu interpretieren, die Kompetenz, herauszufinden, was sie alles damit machen können und wozu.
Manchmal frage ich Mitarbeiter, die zum Beispiel Daten für eine Analyse sammeln: „Warum machst du das? Warum misst du das?“ Und als Antwort höre ich dann oft: „Weil das Qualitätsmanagement es so will.“ Die schreiben dann einfach nur stur die Zahlen auf. Niemand hat ihnen gezeigt, wie sie durch das richtige Lesen und Verknüpfen dieser Zahlen und Daten eine für sie wichtige Information und daraus resultierende Erkenntnis bekommen können. Und diese mangelnde Methodenkompetenz sehe ich auf allen Ebenen vom Vorarbeiter über den Schichtleiter bis hinauf in die Managementebene.
Machen Sie aus Wissen Handlungskompetenz!
Viele schicken ihre Mitarbeiter auf Schulungen – und lassen sie dann in der Praxis allein. Die Könnerschaft, die Methodenkompetenz entsteht aber erst in der Praxis. Wissen muss in Handeln umgesetzt werden. Und erst mit dieser Methodenkompetenz als Teil der Handlungskompetenz entwickeln die wunderbaren Tools aus der Zauberkiste ihre wahre Schlagkraft.
Ein anderer oft gemachter Fehler: Die Anwendung der Methoden wird von der nächsthöheren Führungskraft nicht abgefordert. Die Mitarbeiter kommen also mit dem Wissen über das Tool aus den Schulungen und dann zeigt ihnen niemand, wie es angewendet wird, und niemand fordert die Anwendung des Tools ein. Was machen die Leute also? Business as usual. Sie fallen in ihre alten Gewohnheiten zurück, verharren in ihrer Komfortzone. Und so verpufft das ganze erworbene Wissen.
Deshalb gehört für mich, wenn ich in einem Unternehmen bin, auch immer dazu, mit den Mitarbeitern und Führungskräften vor Ort und in der Praxis den Umgang mit den Tools zu zeigen: Kompetenzverstärkung nennen wir das.