20 Jahre Pro Process – mein persönliches Wagnis Selbstständigkeit

„Meint ihr, ihr kriegt das hin?“ Da stand er vor mir, der Sohn des Inhabers einer marktführenden Molkerei. Er zog die Augenbrauen leicht nach oben – und ich konnte es ihm nicht verübeln. Schließlich waren wir noch nicht lange am Markt. Dafür umso länger in dem Business Milchwirtschaft! Ich antwortete, überzeugt und selbstbewusst: „Ja, das bringen wir hin.“ Damit war unser erster großer Mega-Auftrag besiegelt, kein halbes Jahr nach der Unternehmensgründung von Pro Process. Ein Auftakt, wie er besser nicht hätte sein können. 

20 Jahre ist das nun her. 20 Jahre, seit ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Aus einer Unzufriedenheit in meinem damaligen Job heraus, entschied ich es nach langem Hin und Her: Ich kündigte und startete zunächst eine One-Man-Show.

Der Beginn einer One-Man-Show – und doch nicht allein!

Das bedeutet aber nicht, dass ich alleine in meinem Kämmerchen saß und vor mich hintüftelte. Im Gegenteil, die Unterstützung von Netzwerkpartnern, von Kontakten, die ich während meiner Arbeit als Betriebsleiter geknüpft hatte, war klasse! Und dazu völlig ungezwungen.   Wenn ich so darüber nachdenke, ist das eine Erkenntnis, die ich durch meine Unternehmensgründung definitiv gemacht habe: wie wertvoll es ist, Beziehungen zu pflegen!

„Wenn du nochmal starten müsstest: Was würdest du heute anders machen? Was würdest du immer wieder so machen?“ Diese Fragen kommen auf, wenn ich über das Firmen-Jubiläum spreche. Meine Antwort: Ich lernte aus den Erfahrungen von Selbstständigen aus meinem kleinen Netzwerk. Mit einem Bekannten traf ich mich oft nach der Arbeit – und wir saßen und redeten bis tief in die Nacht. „Gehe immer zur Arbeit, also in die Firma!“ riet er mir und das erschien mir logisch, um die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem nicht verschwimmen zu lassen. 

Zwischen Existenzangst und Freiheit

Ich ging jeden Tag in mein kleines Büro, das ich mir mit einem anderen Selbstständigen teilte. Und trotz dieser Trennung ließen sie sich natürlich nicht immer beiseite schieben: die Gedanken, die um die Arbeit kreisten. Die Sorgen, so absurd sie in Anbetracht des Erfolgs der letzten 20 Jahre auch scheinen mögen, begleiten mich noch heute. Es ist die Existenzangst, die in solchen Momenten anklopft. Schaffe ich das? Bin ich gut genug vorbereitet? Besonders in stressigen Zeiten kommen diese Fragen immer wieder in mir hoch. 

Interessanterweise kehren sie sich in ruhigeren Zeiten um. Sitze ich ein Wochenende auf der Couch, meldet sich meine innere Stimme: Haben wir denn überhaupt genügend Arbeit? Haben wir ein Umsatzproblem? Mittlerweile habe ich diese Gedanken ganz gut im Griff. Ich muss schließlich nicht alles glauben, was ich denke. 

Stattdessen räume ich dem zweiten Gefühl, das meine Selbstständigkeit seither begleitet, umso mehr Platz ein: der Freiheit. Ich liebe es, nicht mehr für über 200 Leute verantwortlich zu sein, in unnützen Besprechungen zu sitzen, sondern meine Konzentration voll und ganz auf unsere Kunden zu richten. Das ist so klasse – und mit unserem kleinen Team eben auch möglich. Ich wollte nie eine Company mit 200 oder gar 2.000 Leuten sein – heute sind wir zu sechst und das ist wunderbar so.

Wenn ich sehe, was wir alles erreicht haben und Tag für Tag aufs Neue erreichen, erfüllt mich das mit purer Freude. 

Wenn ich heute zurückblicke, die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, dann bin ich unglaublich dankbar für alles, was ich erleben durfte und weiß, dass die Kündigung damals der absolut richtige Schritt war …

Ihr Wilfried Weber

P.S. Weitere Erkenntnisse und Erlebnisse aus 20 Jahren Pro Process teile ich gerne in meinen kommenden Beiträgen mit Ihnen. Wenn Sie für Ihren Betrieb nach Lösungen suchen und von unserer Erfahrung profitieren wollen – zögern Sie nicht, mir zu schreiben: info@proprocess.de

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