Mit Bewerbern ist es ja immer so eine Sache: Im derzeitigen Arbeitnehmermarkt sind Unternehmer schon froh, wenn Sie qualifizierte Bewerbungen erhalten. Aber ausreichend Erfahrungen in dem Bereich oder eine passende Ausbildung – das reicht uns bei Pro Process trotzdem nicht, um dem Bewerber einen Vertrag vorzulegen.
Denn wer dauerhaft bei und mit uns arbeitet, und auch Pro Process nach außen vertritt, der muss ins Team passen. Gar nicht so leicht, das in ein paar kurzen Momentaufnahmen festzustellen. Deshalb haben wir einen Bewerbungsprozess etabliert, der genau das sicherstellen soll: Dass der Bewerber allen schmeckt.
Mehr Fehler als Zeilen
Ein paar Zeilen Anschreiben – 12 Fehler. Was denken Sie über so eine Bewerbung? So ein Anschreiben, wie es einmal bei mir auf dem Schreibtisch lag, haut mich natürlich erstmal nicht vom Stuhl. Warum? Weil ich anzweifle, dass jemand, der sich so wenig Mühe gibt, zu unser Arbeit und zu unserem Team passt. Stimm aber der Rest, hake ich gerne im Persönlichen Gespräch nach. Schließlich möchte ich nicht nur die Ergebnisse bewerten, sondern auch die Umstände, unter denen solche Ergebnisse zustande gekommen sind, berücksichtigen.
Nehmen Sie zum Beispiel einen Schüler aus der USA, der im Zeugnis mittelmäßige Noten hat. Doch, so meine ich, ohne die Umstände zu kennen, kann ich diese Noten nicht ausreichend bewerten. Muss er vielleicht, wie viele mexikanischen Einwandererkinder noch die halbe Nacht arbeiten, dann sind seine schulischen Leistungen trotz mittelmäßiger Noten sehr hoch einzuschätzen.
Um die Umstände beurteilen zu können, frage ich Bewerber ganz direkt: Wie kam es zu den vielen Rechtschreibfehlern? Was denken Sie, wie haben Sie sich in den letzten Jahren fachlich und als Menschen entwickelt? Wo kommen Sie her? Wo wollen Sie hin?
Die Antworten der Bewerber sind meistens sehr aufschlussreich. Sie geben mir und meinem Team einen guten Eindruck darüber, ob der Bewerber die gleichen Werte teilt wie wir.
So wollen wir zusammenarbeiten
Wir bei Pro Process haben sieben Werte definiert: Anspruchsvoll, zielstrebig, mutig, verantwortungsbewusst, integer, weitblickend, wertschätzend. So wollen wir zusammenarbeiten. Und wenn ein Bewerber gar nicht mit diesen Werten übereinstimmt, dann wird er nicht Teil des Teams, auch wenn er noch so qualifiziert ist. Denn: Ist die Übereinstimmung mit unseren Werten zu gering, gibt es Knatsch. Und wenn es Knatsch gibt, können wir uns nicht auf unsere Kunden konzentrieren.
Wie würde der Bewerber als Mitarbeiter in Ihr Unternehmen passen? In welchen Bereichen könnte er es voranbringen? An welcher Stelle sind Ressourcen notwendig, damit er ein wertvolles Team-Mitglied wird? Wie gut kann er kommunizieren?
Viele Perspektiven führen zum Ziel
Das sind nur einige Fragen, die sich stellen sollten, bevor Sie einen neuen Mitarbeiter anstellen. Um diese Fragen während des Bewerbungsprozesses für uns klären zu können, ist es mir wichtig, dass alle Mitarbeiter den Bewerber kennenlernen und Teil des Einstellungsverfahrens sind. Um herauszufinden, wie ein Bewerber tickt, nehmen wir uns viel Zeit. Aber wir gehen auch systematisch vor: Der Bewerber muss einen Fragenkatalog beantworten, bei dem er eine Selbsteinschätzung über seine Charaktereigenschaften abgibt. Jeder bei uns im Team beantwortet ebenfalls Fragen zu dem Kandidaten oder Kandidatin – so entsteht eine Fremdeinschätzung. Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung gleichen wir anschließen ab: Welche Werte stimmen mit unseren überein?
Jeder aus dem Team hat seinen ganz eigenen Blick auf den jeweiligen Bewerber. Diese Perspektiven zu besprechen, finde ich immer extrem spannend und aufschlussreich. Und bereichernd, denn ich merke, wie wir als Team an solchen Gesprächen wachsen. Diese Zeit nehmen wir uns gerne, auch, weil wir feststellen, dass wir uns so die teure und aufwändige Einarbeitung von neuen Mitarbeitern ersparen, bei denen wir oder sie nach kurzer Zeit feststellen, dass sie einfach nicht zu uns passen.